Ich bin ja bekennender Wiesbadener, da mögen andere über unser beschauliches Städtchen sagen was sie wollen. Ja. Es ist nicht unbedingt viel los. Ja, der eine oder andere Laden ist verwaist, weil wohl die Mieten unerschwinglich sind. Ja, die Fußgängerzone kann man mehr oder weniger vergessen.
Aber es gibt Perlen
Es gibt ein paar Ecken, die jeden Besuch Wert sind. Denn am Ende des Tages ist es nicht die ständig neue Erfahrung, die mich glücklich macht, sondern das Pflegen und Bewahren lieb gewonnener Menschen und Gewohnheiten.
Ich muss zugeben, am liebsten würde ich diesen Tipp geheim halten, damit ich ihn nur mit wirklich guten Freunden teilen könnte, aber natürlich möchte ich, dass der zauberhafte Besitzer Albert Erfolg hat. Also hier meine Hommage.
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Albert vom Café a’ petit Wiesbaden
Es war vor einigen Monaten, als ich das erste Mal diesen ganz besonderen Ort, das Café a’petit in Wiesbadens Altstadt besucht habe. Die Straße, die schöne Bestuhlung, das sonnige Wetter verführte mich dazu mich niederzulassen und mal einen Kaffee zu bestellen.
Der Kaffee war super, noch viel schöner fand ich allerdings das Treiben um mich herum, denn je länger ich beobachtete, wie der sehr zuvorkommende Wirt mit den anderen Gästen umging, umso mehr hatte ich das Gefühl ‘das sind ja alles Freunde’.
Und tatsächlich kannte Albert im Grunde jeden der vorbei kam und hielt ein Schwätzchen. Um ihn herum sammelten sich immer mehr (oft schöne) Frauen und mit seinem französisch anmutendem Charme und Akzent, bezauberte er sie alle. Besonders fiel mir auf, dass die Besucher einander vorgestellt wurden, sofern sie sich noch nicht kannten und am Ende waren alle miteinander im Gespräch. Einfach schön.
Ich ging irgendwann nach Hause und erzählte meinem Mann begeistert, was ich erlebt hatte. Bei nächster Gelegenheit fanden wir uns gemeinsam dort ein und waren schnell mit von der Partie in der kleinen georgisch-russisch-deutschen (und welche Nation auch immer sich dazu gesellen möchte) Gemeinde.

Schnell wurde auch klar, dass hier wahrlich nicht nur Kaffee getrunken wird, sondern Wein, Sekt, oder was auch immer der Kunde wünscht. Denn Wünsche macht Albert wahr. Für mich steht dort mittlerweile eine Flasche Baileys bereit, wenn es mich nach “Nachtisch” verlangt 😉
Wenn seine ‘befreundeten’ Gäste länger verweilen gibt es gerne mal ein Häppchen zwischendurch. Seien es Oliven und Käse, oder der hausgemachte Kuchen von Mama, denn reden, reden, reden und andauernd lachen machen einfach hungrig.
Bei Albert treffen sich höchst interessante, nette und ausgefallene Menschen.
Carpe Diem ist hier Programm
So zum Beispiel Bruno, der jeden Satz mit “wissen Sie eigentlich” beginnt und aus seinem reichen Erfahrungsschatz plaudert. Immerhin hat der Mann Elvis um die Ecke getroffen, wo der damals junge Soldat ein bisschen in die Saiten gegriffen hat.
Aber ich will gar nicht vorgreifen. Die aberwitzigen Lebensgeschichten von Albert und seinen Besuchern müsst Ihr schon selbst herausfinden.
Ich habe bei Albert schon sehr oft den Satz gehört:
Eigentlich muss ich gehen, aber einen allerletzten Wein nehme ich noch.
Dieser Satz wiederholt sich dann gerne ein ums andere Mal, aber es kann eben sein, dass ein neuer Gast die Runde aufmischt, oder man gerade so schön philosophiert, oder, oder, oder. Und klar. Hin und wieder gibt es dann Ärger daheim 😉
Aber ganz ehrlich, wer könnte denn bei diesen Aus- und Anblicken frühzeitig gehen?
Auch mein Mann und ich tun uns manchmal schwer, aber zum Glück vereint sich ja auch nebenan im Bäckerbrunnen Gemütlichkeit mit Freundschaft, so dass wir nur ein Häuschen weiter müssen, um einen weiteren charmanten Wirt und eine verschworene hessische Gemeinschaft zu treffen.

Tja, und wenn es Abend wird, dann wickelt man sich eben in Decken. Ans Gehen denkt niemand wirklich.
Denn es gibt immer noch etwas zu erzählen und man sitzt in der Kulisse vor dem Hessischen Landtag einfach wunderbar. Das Schiffchen gehört wohl zu den schönsten Ecken Wiesbadens (ich habe berichtet), Albert’s Café a’ petit, der Bäckerbrunnen und der Ludwig stechen aufgrund ihrer Einzigartigkeit, ihrer einzigartig herzlichen Wirte, heraus. Hier geht man nicht mal schnell zum Essen hin. Hierin geht man zum verweilen.
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