Nach der Höllenwoche war ich am heiligen Ausgeh-Freitag um 23 Uhr im Bett und bin seit 7 Uhr ausgeschlafen und aktiv. Ich darf berichten, dass beim frühmorgendlichen Streifzug:

  • die Enten noch geschlafen haben,

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  • der Blick ganz besonders schön war,

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  • und zehn Meter Social Distance spielend bewältigt werden konnten

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Auf meinem Weg vorbei an Menschen- und Auto leeren Straßen bin ich einem auf Fahrgäste wartenden Busfahrer am nächsten gekommen (ca. 2 Meter).

Er: „Nix los heute“ grinst freundlich.

Ich: „Auch mal ganz schön“, grinse auch freundlich.

Er lacht.

Ich: Bleiben Sie gesund!

Er: Sie auch!

Freundlich winkend gehe ich weiter und überlasse ihn seiner Zigarette.

Bei mir denke ich: Corona hat noch was Gutes hervorgebracht. Es macht alle Menschen wirklich gleich, unabhängig von Einkommen, Hautfarbe, Religion oder Machtpotential. Für alle gibt es nur ein einziges Ziel: Corona überwinden. Gemeinsam und jeder für sich.

Man lächelt Wildfremden zu, schenkt besonders dem Supermarktpersonal und den Lieferanten ein besonders dankbares und freundliches Lächeln und gehört einfach mal zur Gattung Mensch.

Sogar meine Nachbarn habe ich mittlerweile kennengelernt. Auf dem Balkon. Sie haben spontan angeboten für uns mit einkaufen zu gehen, wenn’s wär… Schon verrückt…

Die Gattung Deppen

Auf dem Rückweg habe ich wieder den zauberhaften Golzheimer Friedhof passiert. Jetzt nicht erschrecken…ich habe einen Lieblingsgrabstein. Eine für meine Begriffe, ohne irgendeine Ahnung davon zu haben, wirklich kunstvolle Steinmetzarbeit.

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Er ist klein, aus gutem Grund. Und mich begeistert der meisterliche Faltenwurf der Kopfbedeckung.

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Wenn man sich ihn von vorne nähert muss man leider feststellen, dass irgendwelche Teenies, die offenbar von toilettenpapierhütenden Höhlenmenschen aufgezogen wurden, das Grabmahl beschmiert haben. Originell: „alleine“.

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Da werde ich so sauer. Hätte ich die Schrazen dabei erwischt, hätte ich ihnen eine gewischt. Ich hoffe nur, dass deren zweifellos antiautoritären Eltern jetzt viel Freude mit ihren verzogenen Bälgern haben. Denn mal ehrlich, egal wie jung oder blöd man ist, allein das eigene Gefühl müsste einem sagen, dass man keine Grabstätten bemalt.

Aber es gehören wohl doch nicht alle zur Gattung Mensch, zumindest nicht zu bereits zivilisierten. Einige durchwaten noch das Neandertal…und mal nebenbei bemerkt: bei Hirntoten hilft auch kein Beatmen mehr…

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Sicherlich haben sie nicht registriert, dass hier ein Kind begraben liegt. Marie hat von Januar bis September 1817 gelebt und war die Tochter eines Napoleonischen Marschalls, des Herzogs von Dalmatien. Aus Frankreich verbannt verbrachte er sein Exil in Düsseldorf . Hätte man googlen können…sind ja sonst auch dauernd am Handy…

Apropos blöde Menschen. Beim Fotografieren bin ich in einen Hundehaufen getreten. Möchte mal wissen, wie die lieben Hundebesitzer es fänden, wenn man auf ihr Grab scheißt…

Gehören halt doch nicht alle zur Gattung Mensch. Ein nicht unerheblicher Prozentsatz gehört zur Gattung: Depp.

Jedenfalls laufe ich gerne alleine und mache mir so meine Gedanken. Was ich wohl nach Corona so mache. Ich habe mir vorgenommen ein bisschen weniger streng zu mir selbst zu sein und ein bisschen mehr zu leben. Einfach mal ein Bierchen nach Feierabend trinken gehen. Die Freiheiten, die immer so selbstverständlich waren, auch wirklich zu genießen, wenn wir sie denn wieder haben.

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Habe mir übrigens neulich meine Fingerabdrücke in der Terrassentür entfernt, als ich eine rauchen gehen wollte. Stimmt schon: Rauchen schadet der Gesundheit, hahaha.

Mein zweitliebstes Grabmahl kommt zu Ende meines heutigen Weges. Hier ruht die Familie Müller. Leider fehlt dem schönen Engel der Kopf.

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Komisch eigentlich, dass der nicht zumindest am Sockel liegt. Aber vermutlich haben die depperten Teenies Fußball damit gespielt…

Habt ein schönes Wochenende!

10 replies on “Antiautoritäre Höhlenmenschen

    1. Mir echt auch nicht, Sabine.
      Leider trifft es nicht nur Gräber. Neulich hatte Robert Schuhmann knallrote Lippen und irgendein sinnfreies Geschmier…auch wochenlanger Regen hatte die Farbe nicht verblassen lassen. Leider verwenden diese Banausen auch noch langanhaltende Farbe….
      Echt schade, dass es so was gibt!
      Aber jetzt erstmal: schönen Sonntag noch und bleib gesund!

  1. Liebe Nicole, Match, ich gehe hier bei uns im Viertel gerne auf den Rochus Friedhof, auch schon vor Corona, ich mag die Ruhe, die alten Grabsteine, bloß Fotos habe ich noch nicht gemacht, werde ich aber nachholen. Hier liegen berühmte und weniger berühmte Nürnberger aus über 5 Jahrhunderten. Hab’s fein. Sigrid

  2. Och ja, mich regt auch sowas auf! Jeder war jung und mehr oder wenig dämlich, aber ich habe kein Eigentum zerstört. Vielleicht, weil ich wusste, dass alles Geld kostet, das man früher nicht hatte (zumindest nicht jeder). Jetzt gibt es so etwas wie Wertschätzung nicht. Ich für mein Teil, habe festgestellt, dass die Leute weniger lachen und beim einkaufen gucken sie auf einander wie auf Zombies. Einerseits verständlich. Bleib gesund meine Liebe!

    1. Hi Mira, danke für Deinen Kommentar. Am lustigsten finde ich übrigens beim Einkaufen und / oder spazierengehen, wenn man mal spontan hustet. Gestern ist mir beim Spazieren irgendein Käfer in die Kehle geraten und ich musste reflexartig höllisch husten. 10 Meter social distance waren gar kein Thema mehr 😉
      Ich denke, wir müssen auf vernünftige Art und Weise versuchen damit zu leben…..
      Bleib gesund und munter meine Liebe!

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