Irgendwie ist viel passiert und ich hätte auch gerne drüber schreiben wollen, allein mir fehlte die Zeit.

Nein.

Ich habe mir die Zeit nicht genommen. Und mir fehlte die Lust.

Nein.

Es war weniger fehlende Lust, als emotionales Chaos, dass mich davon abgehalten hat meine Gedanken in eine vernünftige Reihenfolge und einen möglicherweise lesenswerten Beitrag zu verpacken.

Jetzt aber.

Urteilt selbst…

Letzte Woche hatte ich meinen ersten Geschäftstermin nach nunmehr gefühlten Monaten im Homeoffice mit gefühlt täglich 14 Stunden Videokonferenzen. Ging. Man saß sich mit Masken gegenüber und hat sich zum Abschied gewunken.

Passend zum sehnsüchtig erwarteten Wochenende stellte sich mein zyklisches Stimmungschaos von ‚ZuTodebetrübt‘ bis ‚Hyperaggressiv‘ ein. Wunderbar. Das hatte mir ja schon ewig gefehlt ***grrrr*** In diesem Zustand ist es besser eine 1,5 km social distance zu mir zu halten, denn man kann unter Garantie nur Fehler machen. So auch die Bundesregierung, die für meine Begriffe eine viel zu weitreichende Lockerung ausgerufen hat, denn mal ehrlich: Menschen sind nicht vernünftig.

Beweis: Bei einem meiner wütenden Spaziergänge mit zu Unrecht herrlichem Sonnenschein, habe ich einige der typischen Düsseldorferinnen gesehen, die großzügig mit Tüten ihrer endlich wieder möglichen Shoppingtouren ausgestattet, sich erstmal mit Küsschen rechts, Küsschen links begrüßt haben.

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Nicht ohne meine Maske…

Manchmal frage ich mich, welche Nachrichten die schauen oder lesen….

Egal. Ich war so richtig mies drauf.

Den Paul Mercier und seinen jammerlappigen Protagonisten hatte ich längst zu Gunsten eines Spaziergangs um die Jahrhundertwende im alten Wiesbaden beiseite gelegt. Aber so richtig begeistern konnte mich das kaiserliche Vergnügen nicht, obwohl ich mir seinerzeit immer versucht habe vorzustellen, wie das Leben in der Belle Époque wohl gewesen sein musste (angesichts der voll erhaltenen historischen Gebäude). Und das trotz modischem Thema, da die Rebellion gegen Korsetts, beziehungsweise die Perfektionierung von Reformkleidern die Handlung bestimmen. Thema gut, literarisch semi-wertvoll.

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Denke mal ein Teil der Trilogie wird reichen…

Hatte ich schon erwähnt, dass ich gemein sein kann? Ich wiederhole: 1,5 km Abstand bitte…

Und hatte ich erwähnt, dass der nächste freie Frisör-Termin SCHON am fünften Juni für mich reserviert ist? Nicht, dass ich nicht schon reichlich zottelig und grau gestreift wäre…

Da hilft nur noch Sarkasmus

 

Gerade in dieser Stimmung, aber eigentlich auch sonst, mag ich Sarkasmus. Wärt Ihr jetzt nicht drauf gekommen, hm? Gepaart mit ein bisschen Alkohol: gute Laune Garantie. Und bei dieser ersten Seite, musste ich meine schlechte Laune unter herzhaftem Gelächter ersticken:

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Sensationell komisch, lakonisch, rasend UND achtsam!

Der Anwalt eines Mafia-Bosses lässt sich gezwungenermaßen auf einen Achtsamkeits-Coach ein. Und er profitiert tatsächlich von der ‚Therapie‘. nur etwas anders, als Joschka zu vermitteln sucht:

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Bei aller beisenden Komik – und ich habe fast auf jeder Seite lachen müssen – kann man sich ein paar der Tipps tatsächlich zu eigen machen. Meine Work-Life-Balance zu verbessern ist ja ohnehin erklärtes Ziel.

Ich bin begeistert von der Kombination des furztrockenen Schreibstils, der konsequenten Logik und der irren Verwicklungen!

Und ich gelobe Achtsamkeit zu üben, meine Zeitinseln zu respektieren und meine Ungeduld wegzuatmen 😉 Prost.

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Mein Old-Fashion Baileys bringt mich auf den anderen Tipp. Der thematisch anknüpft, denn auch bei der Netflix-Serie ‚Better Call Saul‘ geht es um einen Anwalt. Einen recht dubiosen, der vom Styling her in den 70ern hängengeblieben ist.

Cool, cooler, Saul!

In den ersten drei Folgen wird nur sehr wenig gesprochen (erfrischend) und wir beobachten Saul, vielmehr Jimmy, wie er Zimthörnchen im Take Away herstellt. Der Rest der Serie erklärt, wie er dahin gekommen ist. Sein Bruder, gefeierter Staranwalt, leidet unter einer rätselhaften Krankheit. Er ist allergisch gegen Elektrizität. Die Tatsache, dass er im Haus gefesselt bei einer Gaslaterne festsitzt, hält ihn nicht davon ab, jeglichen Erfolg Jimmys im Keim zu ersticken. Ok, ok. dessen Methoden sind – nennen wir es: kreativ. So zum Beispiel als er anfangs eine Mafiosi überredet den Deliquenten (die er selbst in die missliche Lage gebracht hat), nur die Beine zu brechen, anstatt sie zu töten. Ein echter Verhandlungserfolg, für den seine Helfershelfer nicht eben dankbar sind.

Köstlich. Mittlerweile bin ich süchtig bei Mitte der 3. Staffel angekommen und bedauere jetzt schon, dass ich a) das Ende kenne und b) das Ende bereits in Staffel 6 kommen wird. Und zwar gänzlich ohne das ‚Breaking Bad‘ an mich gegangen wäre…

 

Ansonsten habe ich mein Shopping Bedürfnis online ausgelebt. Da Mode sich derzeit gänzlich erledigt hat, verwende ich mein Geld darauf es zu Hause NOCH schöner machen zu wollen.

Sobald die arg geplagten Italiener wieder liefern können, kommt ein neues Bett, 3 neue Kommoden und 2 neue Sideboards. Damit wäre dann jegliche Ikea-Spur getilgt. Denn gerade nach dem Umzug zeigt sich die geballte Nicht-Qualität. Etliche Schubladen lassen sich nur dann öffnen, wenn andere geschlossen oder offen sind. Alles so verzogen, wie ich es von dem ersten und einzigen H&M T-Shirt in Erinnerung habe, dass mal gekauft hatte.

Achtsamkeit plus Nachhaltigkeit = Königsklasse. Macht es Euch hübsch und bleibt vernünftig.

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6 replies on “Wo fange ich nur an?

  1. Liebe Nicole,

    ich glaube wir sind uns sehr ähnlich … ein Abstand von 1,5o zu mir ist vielleicht manchmal noch zu gering …und Dankeschön für deine Buchtipps, die eine Seite hab ich gleich meinen Mann vorgelesen und haben herzhaft gelacht …. also werde ich gleich mal losziehen und das Buch holen.

    Liebe Grüße

    Ela

  2. Liebe Nicole, Dein Beitrag hat mich sehr berührt, schreibt hier doch eine ganz andere Nicole, als ich bislang meinte durch Instagram „zu kennen“. Aber es ist vielleicht die Zeit, die uns gerade verändert. Vieles, was Du schreibst empfinde ich genauso, bin gerne zu Hause, bestelle online (hab ich sonst nie gemacht), überlege mir jeden Gang nach draußen genau. Und ich weiß, es sind nicht die Masken und die Regeln, die mich stören, es sind meist die Menschen… Ich bin eigentlich kein Pessimist oder Schwarzseher, laufe eher positiv durchs Leben, aber ich verstehe gerade nicht, warum man mal nicht über einen längeren Zeitraum die Füße stillhalten kann, wenn es doch zum Wohl aller ist. Naja, jeder hat das Recht auf seine Meinung und Gedanken und ein Teil tickt einfach anders….
    Ich bin gespannt auf Deine Wohnungs-update und werde mich am Wochenende mal mit Deinem Buch- und Filmtipp in Ruhe auseinandersetzen. Ich freue mich wenn Du bloggst.
    Liebe Grüße, Sigrid

    1. Berührt, liebe Sigrid, hätte eher gedacht schockiert, hihi…aber so isse, die Nicole…
      Nicht zuletzt deswegen habe ich eigentlich gar keine Lust mehr auf Instagram. Es war und ist eben ein seichtes Medium. Es tut natürlich gut, wenn man die ganzen Likes, Herzchen und netten Worte bekommt, aber am Ende des Tages beziehen sich diese nur auf Äußerlichkeiten. Nicht, dass ich mir äußerlich nicht gefallen würde…innerlich gefalle ich mir aber besser 😉
      Corona hat mich nicht wirklich geändert, sondern hat mich wieder näher zu mir selbst gebracht und dafür bin ich tatsächlich dankbar (übrigens auch eine Achtsamkeitsübung – wenn Du schwarzen Humor magst, unbedingt das Buch kaufen). Diese gespielte Normalität, die ich jetzt in der Innenstadt sehe, die befremdet mich sehr und ja: die Menschen nerven ganz schön…
      Und der 2. sehr positive Aspekt an Corona ist die Konzentration auf das Zuhause. Ich freue mich schon so sehr auf die neuen Möbel und werde auf alle Fälle berichten! An Deine tolle Wohnung (Deine Küche ist ja ein Traum), kommen wir nie ran, aber im Rahmen unserer Möglichkeiten wird es mega! Ich berichte….hoffentlich dauert es nicht so lange. Geduld gehört nicht zu meinen Stärken….
      Hab ein schönes Wochenende meine Liebe und danke für Deine netten Worte! Es freut mich sehr, wenn hier kommentiert wird. Dann fühlt sich das Bloggen realistischer an…
      Viele Grüße, Nicole

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