… und schreibe für meine heutige Buchempfehlung schlicht den Klappentext ab, denn dem ist im Grunde nichts hinzuzufügen …

Sie lebt in der Stadt, arbeitet in der Zigarettenfabrik, könnte als Assistentin eines Zauberers auf einem Kreuzfahrtschiff nach Singapur reisen und muss sich entscheiden; …

Klappentext Daheim von Judith Hermann

Sie entscheidet sich dagegen. Offensichtlich, aber:

… ein halbes Leben später fällt ihr dieser lang vergessene Wendepunkt plötzlich wieder ein …

Klappentext Daheim von Judith Hermann

Und sie erzählt davon. Im Grunde sich selbst, oder oft auch im Geiste Ihrem Ex-Mann. Sie hat sich damals nicht auf See zersägen lassen, aber Jahre später, verlässt sie ihr Leben, zieht ans Ende der Welt.

Sie zieht an die Nordsee, lässt alles hinter sich, richtet sich spartanisch ein, denkt, jobbt bei ihrem Bruder in der Kneipe. Sie lernt Mimi, ihre lakonischen Nachbarin kennen, die ihr hilft in der rauen Einsamkeit zurechtzukommen. Sie schreibt Ihrem Ex-Mann Otis kleine Briefe, darüber wie es ihr geht und darüber, wie verrückt sich ihr älterer Bruder verhält, der mit seinen 60 Jahren einer jungen, sehr kaputten und sehr abweisenden Nike verfällt.

Und sie lässt sich mit Mimis Bruder, Arild, dem schweigsamen Schweinebauern ein. Eine ebenso raue, aber dennoch zarte und fast wortlose Liebesgeschichte entwickelt sich zwischen ihnen, während man munter diskutiert, sich aneinander gerieben bei der Frage, welches Leben wohl das richtige ist.

Kann sie bleiben? Oder wird sie weiterziehen. Judith Hermann erzählt von der Erinnerung, den Entscheidungen und dem Augenblick, in dem das Leben sich teilt – von einem Aufbruch.

Klappentext Daheim von Judith Hermann

Hermanns Figuren sind angeschlagen, wie altes und bunt zusammengemischtes Porzellan, aber wertvoll. Sie beschreibt sie mit einem ungeheuren Feingefühl und erzählt eine nachdenkliche, ruhige, streckenweise gleichermaßen philosophische wie lustige Geschichte. Man muss sich in Alle verlieben und tatsächlich bekommt man Lust, einmal mehr nachzudenken, was es wirklich braucht im Leben.

Ein ganz unbedingter Lesetipp von mir. Schon mit ihren Debüt-Erzählbänden „Sommerhaus später“ und „Nichts als Gespenster“ hatte Judith Hermann mich gebannt. Und dass, obwohl ich Erzählungen gar nicht leiden kann. Zu vollkommenem Recht wird „Daheim“ hymnisch besprochen!

In meinem neuen Daheim gibt es auch ein paar Neuankömmlinge.

Allen voran habe ich mich am Dienstag über einen unerwarteten Strauß Blumen von meiner Firma gefreut. Zum Umzug. Wie süß ist das denn …

Ebenfalls neu in der Küche ist der Hochleistungs-Smoothie-Maker (ich werde berichten) und ein Old-Fashion-Radio, wo der Sendersuchlauf per Drehen des Reglers (Waaaaaaaaas? Ja doch, echt!) geregelt werden muss. Trotzdem hat das Ding Bluetooth … da war mal wieder ein besonders kreativer Denker am Werk.

Im Wohnzimmer habe ich eine neue Lampe einziehen lassen. Ich liebe sie und bin schwerstens versucht, sie mir noch in Schwarz oder Weiß zu kaufen.

Kennt Ihr das? Wenn mir etwas besonders gut gefällt, seien es Klamotten, oder andere Gegenstände, wie Vasen, Leuchten, Teppiche, Geschirr, ganz egal … habe ich das Bedürfnis, es mir gleich nochmal zu kaufen. In einer anderen Größe, einer anderen Farbe oder in einem anderen Material. Warum weiß der Himmel … am Ende Quatsch, denn eigentlich ist es ja doof, die gleichen (oder dieselben – hab ich noch nie kapiert) Sachen zu haben, vom „Brauchen“ mal ganz abgesehen. Es ist vielleicht die tief in mir steckende Angst, ich könne Morgen nicht mehr in der Lage sein. Sei es finanziell, oder weil ich keine Gelegenheit mehr habe. Weil ich krank, fett, blind, vom Trecker überfahren, oder was auch immer werde.

Und obwohl ich fast drei Monate vollkommen problemlos aus EINER Tasche gelebt habe, ohne, dass mir irgendwas gefehlt hätte, habe ich mir auch von meinem neuen Lacoste Shirt zwei, ok, zugegeben, drei gekauft. Weiß, Blau UND Grau. Und warum auch nicht. Schließlich kann ich, will ich und also habe ich.

Eines habe ich auch noch in dieser Zeit gelernt. Es bringt nix Sachen zu schonen. Ich habe tolle, teure Sachen, die ich immer gehütet und gepflegt habe und gegebenenfalls lieber nicht getragen habe, wenn ich nicht genau wusste, dass es gesittet zugeht, wo ich hingehe. Mach ich nicht mehr. Denn obwohl es generell natürlich ok ist, auf seine Sachen Acht zu geben, aber auf die Art und Weise werde ich niemals meine sechs Meter Schrank in der Öffentlichkeit tragen. Wozu habe ich sie also? Ergo wird das weiße Lacoste, die Seidenbluse und die helle Velourslederhose ab sofort auch beim Essen getragen. Wenn was draufkommt. Dann ist das so.

Daheim.

Ansonsten habe ich seit heut Morgen eine dicke Backe. Ok, die seit Tagen andauernden Zahnschmerzen habe ich geflissentlich ignoriert, aber obwohl ich die Backe prächtig unter der Maske verstecken kann, werde ich widerwillig zum Zahnarzt müssen. Den ich in D-Dorf noch nicht habe. Ist aber einer neben der neuen Wohnung. Ich hasse Zahnärzte. Und ich weiß, es ist was Schlimmes, denn es ist die Folge einer Wurzelspitzenresektion. Schon das Wort bereitet Schmerzen … sollte die Backe abschwellen, muss ich nochmal nachdenken, ob ich gehe. Aber das weiß die Backe blöderweise …

Und bei Euch so? Langes Wochenende?

Immer schön den Vätern aus dem Weg gehen 😉

27 replies on “Heute mache ich es mir mal ganz einfach

  1. … und weiterhin macht der Mai vieles neu… ich wünsche Dir weiter alles Gute beim Eingewöhnen in der neuen Wohnung – ich sehe schon, Du hast definitiv den Bogen raus, es Dir wohnlich zu machen und Dich mit schönen Dingen zu umgeben. Aber vor allem wünsche ich Dir schnelle und gute Besserung bezüglich Deiner Zahnschmerzen! Herzliche Feiertagsgrüße nach Düsseldorf!

  2. Hier Wiesbaden, Deutschland. Langsam finde ich es unheimlich, dass wir den gleichen weissen USM Container, die Suomi Teekanne mit Stövchen und das Tivoli Radio in Walnuss haben. Die beiden Letzten zwar zerbrochen, geklebt und doch weggeschmissen, das Radio nach vielen Jahren kaputt und zur Wertstoffdeponie gefahren, aber die Kanne kommt wieder, ich kenne keine bessere, tropffreie. Bei uns haben sich die Sender öfter verstellt, aber ich finde es auch wunderschön! Mein Neuzugang ist ein String-Teeregal schwarz/Walnuss. Freu‘ Dich auf den Moment, wenn der Zahnschmerz nachlässt. Liebe Grüße! Weisse Lilien 😍😍😍

    1. Seelenverwandt und die Plätze getauscht, hihi…ich liebe diese Kanne wirklich auch. Ist meine Zweite, denn mir war die Spitze des Ausgießers kaputt gegangen…jetzt hab ich zumindest 2 Deckel 🙂
      Schönen Tag liebe Maria.

  3. Jetzt endlich habe ich verinnerlicht, dass hinter Nicole Kirchdorfer auch ein Blog steckt – offenbar sogar einer, der mir Lust macht zum Lesen. Auf jeden Fall habe ich dich gleich mal abonniert, zumal ich doch meine nicht gekauften Erdbeeren bei dir gefunden habe 🙂 – ich abonniere nicht bei WP, falls du dich wundern solltest.
    Jetzt zu deinem Text: “ Warum weiß der Himmel … am Ende Quatsch, denn eigentlich ist es ja doof, die gleichen (oder dieselben – hab ich noch nie kapiert) Sachen zu haben, vom „Brauchen“ mal ganz abgesehen. Es ist vielleicht die tief in mir steckende Angst, ich könne Morgen nicht mehr in der Lage sein. Sei es finanziell, oder weil ich keine Gelegenheit mehr habe. Weil ich krank, fett, blind, vom Trecker überfahren, oder was auch immer werde.
    Und obwohl ich fast drei Monate vollkommen problemlos aus EINER Tasche gelebt habe, ohne, dass mir irgendwas gefehlt hätte, habe ich mir auch von meinem neuen Lacoste Shirt zwei, ok, zugegeben, drei gekauft. Weiß, Blau UND Grau.“
    Ich war zu faul, einzelnes zu schreiben: Den Unterschied zwischen das Gleiche oder das Selbe habe ich trotz Bestnoten im Abitur in Deutsch auch bis heute nicht behalten.
    Echt: Vom Trecker überfahren benötigt danach selten noch Lacoste Shirts. 🙂 – Wärst du irgendein echt reiches Menschenkind (ich weiß nicht mehr, wer das war), würdest du dir von wenigen Sachen ganz, ganz viel kaufen und immer nur die anziehen, so dass jeder denkt, du wärst ein kleines Dreckferkelchen und würdest deine Sachen nie wechseln. Dann könntest du über diesen Verdacht so schmunzeln, dass du deine Zahnschmerzen vergisst.
    Gruß von Clara

  4. Das mit den Erzählungen geht mir auch so. Ich kenne zwar tolle, aber kaum ist man reingekommen, ist auch schon aus, das mag ich nicht. Und „Daheim“ – welch passend ausgesuchte Lektüre – ist wohl am Stück? Klingt sehr verlockend.

  5. 🙂 Ich wünsche Dir, dass Du einen guten Zahnarzt findest und Dein Zahnweh ganz bald weg ist. Solche Wurzelgeschichten sind scheusslich schmerzhaft!
    Liebe Grüße
    Claudia 🙂

  6. Oh je – dicke Backe…dann drück ich dir die Daumen, dass es „nur“ eine Wurzelbehandlung und keine Resektion wird…toitoitoi..

    Deine Buchvorstellung erinnert mich an eine Kollegin. Sie hatte ein Angebot bekommen, als Kinderanimatorin für – ich glaube – Club Robinson…glaube…zu arbeiten. Sie hat lange überlegt, ob sie die Sicherheit eines Bürojobs für das aufgeben soll – sie hat es – meines Wissens – nie bereut die Animation gewählt zu haben.

    1. Resektion war schon Rina….was meinst Du, warum ich so lange nicht da war 🥺
      Ich hatte in meinem ersten Job eine Arbeitskollegin (Sachbearbeiter), die alles geschmissen hat und nach Hawaii zum Studieren gegangen ist. Fand ich auch mutig….
      Jeder wie er will oder muss würde ich sagen….
      Sitze gerade beim Zahnarzt….drück mir die Daumen 😷

      1. Fest gedrückt….toitoitoi…

        Studieren in Hawaii….genial. Da würde ich wohl nie fertig werden…🌊

  7. Das klingt nach einem ganz wunderbaren Buch! Ich habe von dieser Autorin noch gar nichts gelesen und auch ihre anderen Werke waren mir daher noch kein Begriff.

    Ich wünsche dir, dass sich das mit der Backe von allein erledigt hat bzw. alles doch nur halb so schlimm als gedacht war!

  8. Meine liebste Schwester,
    ich schicke eine Ermahnung: DU GEHST ZUM ZAHNARZT!! SOOOOOFOOORT!!
    Aussitzen ist keine Option und macht es selten besser. So.
    Schön ist es im neuen Schwesternheim und ja, Sachen, außer Abendkleidern sollten wir immer tragen.
    Ich putze im Blazer oder Kleid, nur mal so nebenbei.
    Dieses DoppelthabenMÜSSEN, ist mir wohlbekannt. Ich kann das hervorragend. Was hier auf Unverständnis stößt zeitweilig. Komischerweise brauche ich das Gefühl, dass immer was da ist. Oh oh.
    Ich mag deine Shirts- dich ja eh.
    So, und jetzt fertig gelesen, dein Nachbar wartet!!!
    Drück dich
    Nicole

    P.S: Ich darf laut tönen wegen Dentist und so: Bin der größte Schisshase ever….

    1. Ich war ganz brav 😷 Antibiotika mein Freund und Helfer. Von der Behandlung ich jetzt mal nicht 🤢
      Da hab ich gestern getönt UND umgesetzt und habe nun, nach ausprobieren des neuen Smoothiemakers, einen schönen Blaubeerfleck auf dem weißen Polo 😫

  9. Voll süß mit den Blumen von deiner Firma, so etwas erfreut enorm! Mit der Kleidung hat du recht, ich ärgere mich auch immer, Sachen haben, die zu Schade zum tragen sind 🙄 Wurzelspitzenresektion hatte ich auch letztes Jahr. Geh bitte zum Zahnarzt, es kann eine Entzündung sein, die mit Antibiotikum weg zu kriegen ist. Gute Besserung und liebe Grüße!

  10. Du machst Dich supergut in der neuen Wohnung liebe Nicole, die passt zu Dir. Ich mag Dein lässiges Outfit Shirt und Camouflage Hose sehr. Wie geht’s dem Zahn und der Backe, Zahnarzt ist tatsächlich eines der schlimmsten Dinge auf Erden. Ich muss am Mittwoch.
    Danke auch für den Buchtipp, der passt genau. Werde ich mir für meinen Urlaub auf meinen Kindle laden.
    Hab noch ein schönes Restwochenende in Deiner schönen neuen Wohnung mit der neuen Lampe.
    LG
    Sigi

Schreibe einen Kommentar zu mylovelycosmos Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert