Also dieses Wochenende in lovely Düsseldorf, der Stadt der ultimativen Gegensätze und Vollmundigkeit, hat es in sich.

Strand und Weihnachtsmarkt in einem…Das gibt es so womöglich nicht überall…

Aber der Reihe nach.

Freitag habe ich das Buch des letzten Beitrages fertiggelesen. Meine initiale Begeisterung hat sich 100% bestätigt. Schon der erste Satz und – Spoiler Alarm – die letzten beiden Sätze, haben mich hingerissen.

Die Wut kam gleich mit dem Aufwachen. Allein der Gedanke an die Verpflichtungen, die fehlende Zeit brachte sie in Rage.

Sie wechseln noch ein paar Worte, ein Küsschen, das Gespräch endet, und er tritt aufs Gaspedal, das Herz in Scherben. Überrascht von der Geschwindigkeit ruft der Kleine auf der Rückbank fröhlich: „Auf geht’s, Jungs!“

Kann mich nicht erinnern, mal einen so guten Schluss gelesen zu haben! Echte Schreibkunst. Musste ich mir gleich mal den Vorgänger bestellen.

Aber darauf wollte ich bei der Überschrift natürlich nicht hinaus. Alte Säcke kommen in dem Sinn eigentlich nicht im Buch vor, wobei die Protagonisten sich alt fühlen und versuchen ihren eingefahrenen Leben zu entkommen (hatte ich ja schon im letzten Beitrag geschildert). Es gelingt Ihnen nicht wirklich. Sie sehen sich irgendwann mit der Wirklichkeit konfrontiert, in der offenbar wird, dass sie Ihre Jugend nicht einfach noch einmal aufleben lassen können.

Aber – eleganter Übergang – genau dieses Gefühl haben mir die ‚alten Säcke‘ in der Ü50 Disse am Freitag gegeben. Ich kam um 20 Uhr und fühlte mich direkt zurückversetzt auf einen Highschoolball (nicht, dass ich je auf einem war).

Ich war fasziniert und gleichzeitig gruselte es mich. Fasziniert, weil die Tanzfläche voll war (und bis nach 1 Uhr nachts blieb), gegruselt, weil die Leute weit über die 60, 70 und sogar 80 Jahre alt waren. Mit niemandem konnte und wollte ich mich identifizieren, denn hier schwitzten zurechtgemachte, unförmige Hausmütterchen und dazu passend dickbäuchige Männer, die sich frisch Haare und Schnurries (sofern vorhanden) gefärbt hatten.

Vorsorglich behielt ich Jacke an und dachte: „ein Bier und das war’s“. Zugegeben…die Mucke war super. Meine Mutter hätte prima hingepasst. Hätte ihr mit Sicherheit auch gefallen.

Wobei ich gar nicht so genau wüsste, ob meine Mama so aufs Tanzen aus gewesen wäre. Wer weiß das schon von seinen Eltern und wer will seine Eltern ‚Missing in Action‘, sich wild in den Hüften wiegend und womöglich aneinanderreibend, auf der Tanzfläche erleben?

Einmal mehr, nachdem ich nun genau weiß, wie das aussieht 🙁

Aber mit 1-2 weiteren Bier mache ich mir aus der Not eine Tugend und schwofe mit.

Die Stimmung ist absolut gelöst. Alle Tanzen, als gäbe es kein Morgen und vor allem völlig enthemmt (um 21 Uhr abends…). Abschlussball-Feeling. Der einzige Unterschied ist, dass der Abschluss schon eine ganze Zeitlang zurückliegt, oder bevorsteht?!

Wie auch immer. Stunden später, nassgeschwitzt, euphorisch, gebe ich unumwunden zu, dass ich entweder ebenso alt bin, oder einfach nur fucking Spaß an dieser unfassbaren Entspanntheit hatte.

Zusammenfassend kann ich wohl sagen, dass ich einmal mehr feststelle, dass wir egal in welchem Alter die immerwährend gleichen Bedürfnisse haben: geteilte Freude, Nähe, Zusammensein, in einem Wort Leben. Entwaffnend. Jederzeit wieder!

Und auch am Samstag hat meine neue Wahlheimat (bisschen voreilig vielleicht) mich hingerissen. Bei strahlendem Sonnenschein war zwischen Weihnachtsmarktatmosphäre und Strandfeeling alles dabei.

Immer wieder ein Fest, die majestätische Schönheit des Rheins zu genießen

Und kaum hat man den Aperol am Strand ausgetrunken, kann man nahtlos zum Glühwein auf die Eisbahn gehen, wo die Kö in den Duft gebrannter Mandeln gehüllt ist.

Das Wort zum Sonntag:

Schönen Gelegenheiten muss man mit offenen Augen und Herzen begegnen.

Habt es kuschlig!

11 replies on “Lauter alte Säcke (wie ich?!)

  1. „Zusammenfassend kann ich wohl sagen, dass ich einmal mehr feststelle, dass wir egal in welchem Alter die immerwährend gleichen Bedürfnisse haben: geteilte Freude, Nähe, Zusammensein, in einem Wort Leben. Entwaffnend.“ … Wahre Worte. Einfach schööön.

    1. Schlager gar nicht. Da wär ich direkt rausgewesen.
      War auch meine erst Ü50. Zuvor….und das ist schon, warte….moment noch……ca. 20 Jahre her, war ich in der Ü30 Disse.
      Ich muss sagen: ich fand beides gut und habe bei beiden bis zum Exzess getanzt.

  2. Super, so soll es sein. Leben ist jetzt. (Obwohl, die Doppeldeutigkeit von „Abschlussball“ ist schon ein bissl gruselig.🙈 ) Hab einen entspannten Sonntag!

  3. Strand und Weihnachtsmarkt in einem gibt es hier im Strand Pauli. Aber Ü50-Parties habe ich noch keine entdecken können. Mir wäre es wohl genauso gegangen wie dir… erstmal wäre mir was aus dem Gesicht gefallen. Ob ich mich dann ins Getümmel gestürzt hätte, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Aber es scheint sich gelohnt zu haben. Finde ich sehr klasse!
    Liebe Grüße
    Fran

  4. Das ist ja mal ne Disse, wo man schon um 20 Uhr hingehen kann und „altersgerecht“ 😉. Ich war letzte Woche in Stuttgart in einem „Club“, habe den Altersdurchschnitt wohl ein bisschen angehoben. Aber mir hat’s auch richtig Spaß gemacht und habe bis um halb drei mit den jungen Hühnern getanzt, die dann wohl oder übel zusehen mussten, wie das bei Mama ausschaut….
    Liebe Grüße
    Sigi

Schreibe einen Kommentar zu Sigrid Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert