Sehr gelungen, Frau Zeh! Der Schlagabtausch zwischen Ihnen und Herrn Urban ist wirklich rasant. Wieder nehmen Sie, die Sie so gebildet sind, dass Sie sogar Verfassungsrichterin mit Bundesverdienstkreuz sind, die Position der “Ossi”, des Underdogs ein.
Im vorliegenden Fall verkörpert durch die Landwirtin Theresa, die gebeutelt von zahlreichen Störfaktoren versucht den maroden Hof Ihres Vaters, in das nächste Jahrhundert zu bringen. Was natürlich bedeutet ökologisch zu agieren, Bio zu produzieren, gleichzeitig das Tierwohl zu beachten und – Königsklasse – wirtschaftlich zu sein. Ja aber, das sind ja 3, äh nee, sogar 4 Wünsche auf einmal…das geht nun wirklich nicht. Also bleibt die Wirtschaftlichkeit, trotz aller ausgeschöpften, aufwendig beantragten Subventionsanträge unerfüllt.
Auf der anderen Seite des so intelligenten Diskurses ist Stefan. Beide hatten Germanistik zusammen studiert und sehen sich nach 20 Jahren wieder. Es kommt, wie es kommen muss: sie streiten sich wie Kesselflicker, aber solche, die sich verdammt gerne haben.

Kein Wunder, hat sich doch Stefan zum Chef Redakteur vom Boten, einer klassisch konservativen Tageszeitung gemausert und segelt gerade mit Wonne auf der Welle des Gender-/Gleichberechtigungsirrsinn. Für Theresa ist seine Besessenheit für Klimaschutz rein akademisch und geht an ihrer bäuerlichen Existenz meilenweit vorbei.
Sie näheren sich an, stoßen sich ab und jeder strebt nach seiner persönlichen Erfüllung, während sie sich gegenseitig vorwerfen, sich selbst zu wichtig zu nehmen und das echte Problem nicht zu erkennen, auch wenn es dem jeweils anderen ins Gesicht springt.




Ich möchte nicht wieder spoilern, sonst bekomme ich noch eine Abmahnung, dennoch sei so viel gesagt. Der Wahnsinn hat auf beiden Seiten Methode und nimmt für eine kein gutes Ende.
Ich habe viel über das Gendern gelernt (nichts liegt mir ferner) und viel über das Klima und die klaffende Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit einer umweltverträglichen Landwirtschaft, von der sowohl Verbraucher als auch Produzenten profitieren können. Wie es mir nach der Lektüre scheint eine schier unmögliche Aufgabe. Ich musste ziemlich oft lachen und war sehr begeistert von der Eloquenz der Protagonisten. Kurzweilig, intelligent, sehr zu empfehlen!
Gleich im Anschluss habe ich “Drei” von Dror Mishani verschlungen. Kein Wunder. Der Krimi fesselt ungemein und ist gänzlich unvorhersehbar. Dennoch großartig und feinsinnig gesponnen, äh geschrieben.

Aber nicht, dass ihr denkt, ich hätte nur rumgelegen und gelesen. Au contraire mon frère. Tatsächlich brauchte ich die Ruhe nach dem anderen SEHR aufregenden Besuch von Magic Mike mit den wilden Weibern. Wann kann man schonmal mit 2 hinreißenden Blondinen und gratis Sekt halbnackten Männern beim Tanzen zusehen?



Das erste Mal, seitdem ich keinen Fernseher habe und regelmäßig ins Kino gehe, habe ich es so gut besucht erlebt. Das Haus war fast voll besetzt mit kichernden und schnatternden Weibern (wie uns selbst). Lediglich 2 Männer waren offenbar von ihren Frauen gezwungen worden sich diese Lehrstunde in Verführung anzutun, oder aber hatten ihre Frauen verpflichtet sie mitzunehmen, damit diese nicht auf dumme Ideen kommen 🤔
Wie dem auch sei…wir hatten bei diesem überschaubar intelligenten Film eine Menge Spaß und sind im Anschluss noch kurz in meine Stammkneipe eingefallen. Ich bin nicht 100% sicher, was der liebe Wirt uns sagen wollte, als er zum Gin Tonic gleich die ganze Gurke brachte, aber uns hat’s gefallen.
Weitere wilde Weiber haben mich zu dem Entschluss gebracht die Sache mit dem Karneval doch mal zu probieren. Da wollten wir nach dem Essen beim Koreaner nur eben auf ein Bierchen und wurden Zeuge einer geschlossenen (faktisch sehr offenherzigen) Gesellschaft enthusiastischer Närrinnen (gänzlich ungegendert – waren nämlich nur Frauen), die sich seit dem frühen Nachmittag im Schuhmacher auf das beste unterhalten ließen. Ich muss schon sagen. Da hatte ich so richtig Lust mich gleich mit ins Getümmel zu stürzen und habe mich verführen lassen direkt vor Ort ein Kostüm zu bestellen.
Wen wundert es?
Teile meiner unglaublichen Verwandlung fehlen noch, aber mein Haar und Horn ist schon eingetroffen. Wenn es auch nur ansatzweise so wird, wie mit den wilden Weibern diese Woche, wird es legendär für die erste und letzte Einhörnin 🙂

Selbstverständlich werde ich auch diese Peinlichkeit mit Euch teilen.
Hoffe Ihr habt es närrisch gut und wünsche ein buntes Wochenende!