Was soll ich sagen, äh schreiben, auch für meine letzte Tour hab ich gutes Schuhwerk angelegt. An sich wollte ich nur einen der vielen Traumstrände besuchen, den Freedom Beach, aber um an dieser Freiheit teilzuhaben, musste man echt gut zu Fuß sein.

Aber first things first. Auf dem Weg zu diesem Strand kommt man auch an den echt schäbigen Ecken von Patong vorbei. Die Ecken, die ich Abends wahrlich nicht betreten möchte, weil vermutlich super frustriert bei dem Anblick sehr unattraktiver Männer, die sich die hübschesten Thaifrauen “leisten” gewesen wäre. Die Tatsache, dass man überall günstig und vollkommen legal Cannabis kaufen kann, macht die Zügellosigkeit sicherlich nicht besser. Ich werde einen Teufel tun und hier den Moralapostel spielen, schließlich kenne ich keinen der Herren persönlich und sie haben möglicherweise eine schöne Seele, die zu erkennen sich zu Hause keine Frau die Mühe macht, aber naja…das Auge isst ja schließlich mit…

Auf dem Hinweg jedenfalls bin ich die ausgewiesene Rotlicht-, Partymeile ‘Bangla Road’ entlang gegangen und habe ganz versteckt ein bisschen fotografiert. Nicht die Damen vor den tausenden Massagesalons, weil ich das nicht ok finde. Gruseliges zu schauen, gibt es aber genug. Und man muss sich schon im Klaren sein, dass das neben den Traumstränden DIE Einnahmequelle und die Reisemotivation zahlreicher Besucher ist.

Tja. Schön ist sicherlich anders. Und die zahlreichen Schießstände machen den Gesamteindruck auch nicht eben besser. Je entlegener die Gegend auf dem Weg zum Beach wurde, desto mehr kommt man an bewohnten Behausungen vorbei, die einen mindestens ebenso sehr gruseln. Aber vollständig bekifft gehts ja vielleicht.

Wenn man eben nicht Roller fährt und hier Schlaglöcher meidend vorbeiflitzt, dann sieht man durchaus sehr viel Armut. Um dem zu entkommen ist die Arbeit im Amüsierviertel am Ende ein verständlicher Weg…Immer mit der Hoffnung, dass einer der Männer einen aus all dem befreit. So wie Jeffrey seine Frau, die er auch auf der Bangla Road kennengelernt hat.

Nicht an mir, mir darüber Gedanken zu machen, aber so ganz ausblenden kann man das natürlich nicht. Umso weniger habe ich zum Beispiel auch verstanden, dass einige Leute bei der Massage auch noch versucht haben zu handeln. Und das bei 6,7 EUR für eine Stunde Massage. Eine schöne Seele muss man bei denen wohl lange suchen.

Der Freedom Beach war jedenfalls nicht mit einem Fahrzeug (außer einem Boot) zu erreichen. Die letzten 700m musste man zwingend zu Fuß zurücklegen und diese Distanz hatte es in sich. Da beim Einstieg ein (vermeintlich) letzter Getränkestand war, kaufte ich mein Strandbier und machte es auf, da ich ja keinen Flaschenöffner dabei hatte. Mit dem offenen Bier ging ich froh gemuht in den Wald, der bereits nach kürzester Strecke immer unwirtlicher wurde. Es war steil! Ein paar wenige Menschen kamen mir sehr kurzatmig und total verschwitzt entgegen und starrten ausgetrocknet auf mein Bier, dass ich bis zum Schluss und dem letzten Tropfen verteidigt habe.

Ich dachte die ganze Zeit “Ach Du Schande…ich muss alles wieder nach oben!” und war quasi schon im Vorfeld gestresst, aber als der Dschungel endlich den Blick auf die malerische Bucht freigab, war schnell klar, dass man auch mit dem Boot weiterkonnte. Aber angesichts dieses Ausblicks, des feinsten Sandes, des weichsten kristallklaren Wassers, war ich sprachlos und begierig ins Meer zu laufen, um gleich danach mein mühsam transportiertes Bierchen versonnen und versunken in die ganze Schönheit, zu genießen.

Innerlich und äußerlich wieder auf “Normaltemperatur”, habe ich mich natürlich sofort nach dem Preis für die Heimfahrt per Boot erkundigt. Immerhin waren es 14 km Landweg (und das mit deutlichem Höhenprofil), die ich hätte überbrücken müssen. Schnell einen Überschlag über die Barschaft und mutig auf die entspannten Thais zugegangen, die auf zermürbte Kundschaft gewartet haben. Ich war natürlich allein, was kostentechnisch suboptimal ist und hatte nur noch ca. 2000 Baht einstecken. Die Jungs haben 500 Baht aufgerufen (13,36 EUR) und mich gebeten 10 Minuten zu warten. Ich schwöre, ich hätte auch 2000 bezahlt, nur um nicht mehr hochlaufen zu müssen.

Es ging dann schlussendlich 10 Minuten später und mit zwei jungen Skandinavierinnen los.

Es war eine super wilde Fahrt, aber wir Mädels waren bestens drauf. Ein bisschen wie Achterbahnfahren und genau wie dabei, haben wir mächtig geschrien, sobald eine Welle von uns bewältigt wurde. Unsere Fahrer haben mächtig gelacht und sich total über uns amüsiert.

Schlussendlich habe ich Ihnen noch ein ordentliches Trinkgeld gegeben, dann wie gesagt: ich hätte auch ohne zu zögern das vierfache bezahlt.

Erschöpft, aber glücklich habe ich die Abendstunden am Strand mitgenommen und bin diesmal nicht den schäbigen Weg auf der Straße, sondern entlang des unendlichen Strandes zurück zum Hotel gelaufen.

Schwelg.

Denke mal dazu muss ich nichts mehr sagen, außer: ich hab verflucht Fernweh seitdem ich wieder hier bin. Wen wundert es? Schließlich hatte ich bis auf letzten Samstag durchgängig gruseliges Wetter seit ich wieder hier bin. Da kann man schon ins Grübeln kommen, wo man z.B. seine hart verdiente Rente mal ausgibt…