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Schönes TotalVersagen

Weiß nicht, wem es aufgefallen ist, aber ich hatte vor einiger Zeit meine „Philosophie“ verändert. Ursprünglich stand da rechts ein Zitat von Oscar Wilde (ohne dass ich ein riesen Fan seiner Bücher wäre):

You can never be overdressed or overeducated.

Dahinter stehe ich nur noch bedingt, da Mode mittlerweile keinen so großen Stellenwert mehr in meinem Leben einnimmt (vermeintlich) und ich neulich daran erinnert wurde, dass sich mein Wesen (augenzwinkernd nach Groucho Marx) noch besser beschreiben lässt mit: ‚Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere.‘

Dazu bewegt hat mich das Beispiel der Farbauswahl meines neuen Yamaha Rollers. Auf die Frage nach der gewünschten Farbe habe ich mit dem Brustton der Überzeugung „Grau“ gesagt, beziehungsweise geschrieben. Nachdem ich im Anschluss noch zwischen den Grautönen ‚Nimbus Grey, Tech Kamo oder Gunmetal Grey‘ entscheiden musste, fiel meine Wahl, wie könnte es anders sein, auf die Variante, in der das Wort ‚Grau‘ nicht vorkommt 😉 

Frauenherzen, also zumindest meins, sind trügerisch.

Schön beim Kaufentsagen versagt

Letzten Mittwoch bin ich, wie mittlerweile täglich üblich, spazieren gegangen. Das Wetter lud dazu ein,  weiter und weiter zu laufen. Bis in die Stadtmitte. Da es herrlich leer war, habe ich mich in ein paar Geschäfte getraut, um nach Wohninspiration (momentan schwer im Fokus) Ausschau zu halten. So auch zu Manufaktum, wo ich den bestellten Hocker live ansehen wollte, der ein perfekter Fußkumpel des neuen Sessels werden soll.

War leider nicht im Laden ausgestellt. Muss der Sessel weiterhin auf seine Freunde Regal und Hocker warten…

Die Lampe ist übrigens ungefähr Tech Kamu 😉

Und weil ich nun schon so weit war, bin ich einfach weiter zum Breuninger. Natürlich nicht um etwas zu kaufen, sondern nur ‚mal schauen‘.

War natürlich nix da, was mich interessiert hätte ***schwitz***.

Noch einmal rum, um die Rolltreppe nach unten zu nehmen, verlockte ein weiterer SALE Ständer (meine Lieblingsmarke, wie Ihr wisst).

Nettes Kleid.

Kann ja mal reinschlüpfen.

Neeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin…

Ich komme aus der Umkleide, schwinge vorm Spiegel hin und her und grinse dümmlich unter meiner Maske. Eine andere Besucherin schaut mich bewundert an und sagt: „Das ist Ihr Kleid. Sieht super aus“. Leider hat sie recht. Ich bin verliebt.

Aber SALE heißt natürlich nicht zwingend günstig. Ich gehe mit dem Kleid über dem Arm (das letzte Exemplar überhaupt und ausgerechnet genau in meiner Größe) gefühlte zehn Runden und überlege. Ich entscheide, eine Nacht darüber zu schlafen und mich zu prüfen: Liebe ich es wirklich? Muss ich es haben, obwohl ich es nicht brauche? Schließlich habe ich meine Prinzipien!

Am nächsten Morgen ist Feiertag. Also keine Gefahr. Ich überlege immer noch und mache einen weiteren langen Spaziergang unter dem Motto „das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite“. Die Zweibrückentour führt mich auf die andere Seite des Rheins und ich kann vermelden: stimmt nicht. Mag unsere Seite lieber. Sch*** auf des Nachbarn Gras…

Am darauffolgendem Freitag hatte ich das Teil immer noch nicht vergessen. Wir sind am Abend eingeladen. Das Wetter ist herrlich und wäre perfekt für das Kleid. Wieder tigere ich in die Stadt.

Noch einmal anprobieren. Vielleicht liebe ich es ja heute nicht mehr.

Mitnichten. Die Verkäuferin ist begeistert (naja….muss sie ja), aber ich drehe wieder vorm Spiegel….schlechtes Zeichen….es hat Taschen….ich liebe es.

Ergo: in den sauren (hochpreisigen) Apfel gebissen, gekauft, gleich angezogen, mit meinem neuen Brustbeutel (ich bekenne) kombiniert und schon beim Eintreffen von den Freunden reichlich Komplimente eingestrichen. Alles richtig.

Es stimmt schon. Ich wollte mir nichts mehr kaufen, nachdem ich gerade erst so viel aussortiert und mehrfach festgestellt habe, dass ich es diesen Sommer vermutlich gar nicht schaffe, alle meine schönen Kleider an die Luft zu lassen…aber ich wiederhole:  ‚Frauenherzen sind trügerisch‘

Kennt Ihr das auch, wenn Kleidungsstücke ganz laut Deinen Namen rufen? Wenn Du das Gefühl hast, es sei Dir auf den Leib geschneidert?

Mit Abstand zusammenrücken

Auf alle Fälle hatten wir einen zauberhaften Abend. Seit die Lockerungen verabschiedet sind, haben wir uns bis dato dreimal in der immer gleichen Zusammensetzung, reihum daheim getroffen. Vor Corona war ich kein großer Fan von „Zuhause“ bleiben (in welchem Zuhause auch immer). Das hat sich geändert. Jeder von uns bringt irgendetwas Selbstgemachtes mit und man freut sich darüber, wild durcheinander zu essen, zu trinken und zu plaudern. Nicht virtuell, sondern in echt. Ein irrer Unterschied.

Klar ist Corona immer (noch) ein Thema. Allein schon die Tatsache, wie sehr wir dieses Zusammensein ohne Flitter genießen, lässt uns auch thematisch nicht los. Die Pandemie hat jeden von uns geprägt. Jeden von den Anwesenden auf ganz positive Weise. Die kleinen Dinge schätzen. Den Fokus auf das Wichtige im Leben. Der Genuss pur.

Besonders schön finde ich, was die Hausherrin erzählt (und uns dann abfotografiert). Sie hat ein wöchentliches Corona-Tagebuch geschrieben, in dem sie solche Highlights festhält. Nicht digital, sondern in Printform. Sie plant diese bedeutenden Seiten (negative, wie positive) binden zu lassen, so dass die Gefahr des Vergessens minimiert wird.

Was für eine schöne Idee.

Wir sind einander mit gebührendem Abstand näher gerückt. Es wird nicht mehr umarmt, oder geküsst, aber dennoch…

Der nächste Termin steht und wird bei uns stattfinden. Ich freue mich jetzt schon drauf.

Was wollt Ihr nicht vergessen oder bewahren?

 

 

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