Website-Icon Nikileaks

Eine Runde Entblumen bitte.

Dunkelgrau, fast Schwarz war es, als ich diese Woche auf dem Heimweg in ein heftiges Gewitter gekommen bin. Mit dem Roller. Auf der Brücke über den Rhein, mit Blitzen Rechts und Links habe ich krampfhaft versucht mich nicht von den Böen umwerfen zu lassen. Ich dachte wirklich mein letztes Stündlein hätte geschlagen und war so glücklich, als ich endlich die Brücke passiert hatte und der Wind nachließ. An der nächsten Ampel stellte ich meine klitschnassen Füsse auf die Erde und merkte so richtig, wie sehr mir die Knie zitterten.

Mein Körper hatte Unmengen Adrenalin ausgeschüttet, dass dafür gesorgt hat, dass ich nicht vor lauter Verzweiflung mitten auf der Brücke stehen geblieben bin und geheult, sondern alle Kräfte zusammengenommen habe, um Wind und dem Wunsch aufzugeben getrotzt habe. Natürlich war das Adrenalin schnell wieder abgebaut und hat mich einfach nur erschöpft zurückgelassen. Als ich endlich zu Hause war, nass, aber am Lebe, war ich einfach nur froh und musste gleich mal das Leben mit ein paar Bierchen am Büdchen feiern. Also warum Menschen Adrenalin Situation suchen, bzw. teuer bezahlen ist mir einfach unbegreiflich. Kein Mensch würde mich freiwillig zum Bungee-Jump bringen, es sei denn, ich müsste vor etwas oder jemandem fliehen.

Das war noch im trockenen Zustand Morgens 😉 mit Levis, Birkenstock, Dorothee Schumacher und Gucci

Ein anderes Mal fahre ich mit Rollerchen bei Sonnenschein los. Hinein in den Rheintunnel und nach knapp 1,5 km komme ich raus und stehe an einer roten Ampel im platschenden Regen. Komplett durchnässt in nur einer Minute. Aber wie heißt es so schön? Nur die Harten kommen in den Garten, also Augen auf, Visier runter und durch. Seitdem habe ich Ersatz-Jeans und T-Shirt im Büro…aber in der Mittagspause bin ich dann am Baggersee getrocknet und alles war wieder gut. Irgendwie nicht meine trockenste Woche…

Baggersee in der Mittagspause. In Current Eliot, Marc Cain und Birkenstock

Abgesehen davon war letzte Woche nicht viel los. Bei der Hitze im Wechsel mit den heftigen Gewittern konnte man auch irgendwie nicht viel machen. Tatsächlich habe ich seit Jahren vier Tage am Stück keinen Sport gemacht. Kann mich gar nicht erinnern, wann das zuletzt der Fall gewesen ist…demzufolge bin ich am Samstag mit viel zu viel überschüssiger Energie aufgewacht. Nach dem Augenöffnen bin ich gleich aufgesprungen, habe ich mir Gewichte an Knöchel und Handgelenke gebunden und bin los gelaufen. Es war so eine tolle dampfige Stimmung, die mich an meinen Aufenthalt in New Orleans erinnert hat. 95% Luftfeuchtigkeit, fast neblig trüb und eine schwüle Hitze, die einen wie Flüssigkeit umgibt. 9 Uhr Morgens und fast niemand unterwegs im Park und am Rhein – Alles meins.

Nur eine Stunde später habe ich schon den Muskelkater gespürt.

Apropos geschnürte Knöchel und Handgelenke…habe „Dunkelgrün fast Schwarz“ gelesen am Samstag. „… welche Tiefe“ trifft es für mich nicht genau. Eher müsste die Rede von „… welche Untiefe“ sein, oder ist das so sinnfrei wie „Unkosten“?

Was ich meine ist die unglaubliche Gemeinheit des Haupt-Protagonisten, der alle anderen Beteiligten terrorisiert. Psychisch und Physisch. Ich weiß nicht, wie ich auf oder an das Buch gekommen bin, denn beim Lesen stellt sich heraus, dass es keine Geschichte ist, die mich gewöhnlich anzieht. So wenig wie ich nervenaufreibende Situation suche, so wenig beschäftige ich mich normalerweise nicht wissentlich oder freiwillig mit blutigen, angsteinflößenden, Psychoterror-Geschichten. Aber wie es so ist: man kann dann auch nicht aufhören, weil man wissen muss wie es ausgeht.

Dieses Buch ist nicht etwas blutig, es ist auch kein Stück vorhersehbar (zumindest nicht für mein naives ich), es ist auch nicht wirklich abstoßend, aber es ist verstörend. Die ganze Zeit dachte ich „Mann, haltet Euch einfach fern von dem miesen Verführer!“ Egal, warum er, oder auch Menschen im echten Leben gemein werden, es gibt keine Entschuldigung, warum man seinen eigenen Frust an anderen auslässt und ich habe null Lust mich damit zu befassen. Im echten Leben noch viel weniger, als literarisch. Aber klar war es spannend und alle Mädels, die ‚Fifty Shades of Grey‘ verschlungen haben (natürlich um hinterher zu behaupten sie würden solche Sexpraktiken abstoßend finden), kommen hier auch auf ihre Kosten (allerdings nur wenige Kapitel lang), denn zum Wesen des Psychopathen gehört natürlich auch die sadistische Ader beim Sex. Zumindest glaube ich, dass die Beschreibungen den Vergleich nicht scheuen müssen. Am Ende des Tages habe ich den gequirlten Bestseller-Mist nicht gelesen. Es geht auf alle Fälle deftig derb zu.

Richtig gut hat mir gefallen, dass der gute Protagonist Menschen seid frühester Kindheit in Farben sieht. Er sieht so zu sagen ihre Aura, ihr Wesen. Die Beschreibungen, die er findet, um die verschiedenen Rottöne seiner finalen Freundin zu beschreiben, wenn diese liebt, oder sauer ist, sind beeindruckend schön. Man fühlt sie förmlich und wünscht sich eine Beurteilung seiner selbst. Der gemeine „Freund“ mit den eiskalten blauen Augen, denen alle erliegen jedenfalls hat die grüne Aura. Aber kein gutes, freundliches Grün, sondern ein tiefes, strudeliges und grausames Grün mit der Tendenz zu Schwarz.

Irgendwann zwischendurch brauchte ich ein bisschen Po-Entlastung. Bei dem langen Sitzen schläft mir regelrecht der Hintern ein, ganz egal wie bequem das Sitzmöbel ist. Die Zeit habe ich selbstverständlich aktiv genutzt, um die Terrasse ein bisschen zu Entblumen. Ganz ehrlich. Es war einfach zu viel, also habe ich den halben Flieder und eine komplette Hortensie runtergeschnitten, bevor sie mir den Zugang gänzlich zuwuchern. Danach musste ich natürlich komplett saugen, was ich auf die ganze Wohnung ausgedehnt habe. Im Schweiße meines Angesichts. Trug mir ein mitleidiges Kopfschütteln von Schatzi ein, der gesagt hatte, dass wir uns nächstes Jahr was mit den Blumen überlegen müssen, weil sie gar so sehr gewuchert sind. Als könnte ich so lange aushalten….tstststs….da kann dann wiederum ich nur Kopfschütteln. Einerseits jedenfalls schade, andererseits schöne Sträuße für die Wohnung.

Einer ziert das eine neue Sideboard, der andere den Esstisch. Ja. Endlich sind die letzten „Corona“-Möbel, die Wohnzimmersideboards gekommen. Mein Schatzi hatte mir die ersten Fotos ins Büro geschickt. Mein erster Kommentar:

Jetzt müssen wir die Bilder neu anbringen. Die sind zu hoch.

Klar. Weil die ehemaligen Kommoden höher waren. Mein Mann verflucht mich. Hatte ja vielleicht mal erwähnt, dass unsere Wände purer Stahlbeton sind. Er erwähnte noch, dass die Aufbauer die Kommoden auch an der Wand, also schwebend befestigt hätten….ja zefix…warum hat er nur nicht JA gesagt? Merke: nie Hasi mit Möbellieferungen alleine lassen! So jedenfalls müssen die Bilder definitiv neu. Und darauf kann ich nicht lange warten, sonst bin ich kontinuierlich in Unruhe im Wohnzimmer.

Unsere alten Kommoden haben wir an unsere polnischen Freunde verschenkt. Die haben uns zum Dank zum Essen eingeladen. Endlich mal was anderes. Und endlich konnte ich auch meinen saucoolen, bisschen 70ties anmutenden Jumpsuit tragen. Den hatte ich mir tatsächlich zu Sylvester gekauft, dann aber doch beschlossen, dass es für meine Begriffe eine laue Sommernacht braucht. Die hatten wir.

Missoni mit Birkenstock 😉

Ansonsten gab es nur noch eine bemerkenswerte Sache. Meine Wahlbenachrichtigung. Das erste Mal in NRW. Freue ich mich drauf.

Habt ne blumige Woche Ihr Lieben. Meine wird kurz ***yipee*** da ich am Freitag frei habe und am Wochenende in die alte Heimat fahre. Ich freue mich schon sehr darauf. Ist ja nun doch schon eine ganze Weile her.

Die mobile Version verlassen