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Nee näh, Weihnachten? Ein Plädoyer.

In vier Wochen ist Weihnachten. Wie jedes Jahr kommt es völlig überraschend und dieses Jahr ist es nicht nur stressig, sondern auch noch eine logistische und vielleicht auch emotionale Herausforderung. Denn ob Corona zulässt, dass wir im Kreis der Familie feiern, steht noch in den Sternen.

Alle Weihnachtsmärkte und Weihnachtsfeiern sind abgesagt. Und trotzdem. Ich liebe die Weihnachtszeit auch heute. Gut, zugegeben, früher war mehr Schnee und deutlich mehr Lametta, aber als Fast-Christkind halte ich die Schönheit Weihnachtens hoch.

Natürlich sind es nicht Geschenke, die Weihnachten ausmachen. Bin da mit meinem Geburtsdatum kurz vor Weihnachten ohnehin stark benachteiligt, denn für mich gab es immer „ein großes Geschenk“, statt Zwei und keine Sau hatte Zeit, mit mir zu feiern. Bei der Schenkerei wird abgewägt, was man üblicherweise bekommt und darf diesen Wert keinesfalls überschreiten. Alle sind am kurz vor Heiligabend im Megastress. Einkaufen, Dekorieren, Planen, Organisieren. Die Besinnlichkeit hat Pause.

Der eine oder andere Grinch will Weihnachten gar absagen. Nee, näh?

Ich nicht. Ich plädiere für eine wirklich besinnliche Weihnacht. Denn ohne die feuchtfröhlich-laute Weihnachtsmarkt-Weihnacht, wird es zauberhaft ruhig.

Am meisten liebe ich an der Weihnachtszeit die Lichter. Ich mag die Dunkelheit, die durch Lichterketten erhellt wird.

Ich liebe den Duft nach gebratenen Mandeln und Tannen, der in der Luft liegt.

Ich liebe die Dekorationen.

Ich liebe die Stille und die Romantik.

Ich gebe zu: dieser Tage ist es besonders still. Selbst mitten in der Stadt ist wenig los. Im Frühjahr habe ich das – ehrlicherweise – genossen. Die erzwungene, aber (für mich) willkommene Entschleunigung hat sich mittlerweile in kontinuierliche Nachdenklichkeit aufgelöst.

Es wird anders in diesem außergewöhnlichen Jahr. Mal eben schnell einen Glühwein in lachender Gesellschaft nehmen, um gleich darauf aktiv die Ruhe zu suchen, fällt aus. Die Ruhe umgibt uns jetzt wie zäher Nebel, den wir nicht durchbrechen können. Für die meisten, mich eingeschlossen, geht das über jegliches Ruhebedürfnis hinaus. Aber ich nehme die Herausforderung an.

Manchmal, und jetzt bitte nicht falsch verstehen, ich bin eigentlich nicht die Bohne gläubig, aber manchmal denke ich, die Menschheit wird im Moment geprüft. Von welcher höheren Instanz auch immer. Ich sag’s ja: zu viel Ruhe. Frau kommt auf seltsame Ideen…

Jedenfalls hilft alles Jammern nicht. Wir müssen da durch. Und ich möchte die wunderschönen Aspekte der Vorweihnachtszeit trotzdem genießen. Heute jedenfalls werde ich mir einen Glühwein köcheln, in Thermobecher füllen und mit dem ‚weiteren Haushalt‘ im Hafen treffen, wo die Bootsbesitzer offenbar auch schon in Weihnachtsstimmung sind.

Alles wird gut.

PS: ich bin stolz wie Oskar, dass ich diese Woche im Home Office mehrfach angezogen war. Also nicht im Gegensatz zu nakisch, sondern im Gegensatz zu Flodder-Jogger. Dabei habe ich gleich mein Weihnachtsoutfit ausgemacht. Mehr Glitter ist nicht.

Jeans: Rag & Bone, Pullover: Marc Cain, Schuhe: DrMartens – Was sonst.
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